Eigentümer von Ohayocon verklagen Sekaicon wegen Diebstahl

Samstag, den 8. Februar 2025 von – 8 Minuten Lesezeit
Eigentümer von Ohayocon verklagen Sekaicon wegen Diebstahl Bild via Ohayocon

Ein heftiger Rechtsstreit sorgt derzeit für Aufsehen in der Anime-Konvention-Szene in Ohio, Vereinigte Staaten. Zwei Teams, die einst gemeinsam für erfolgreiche Veranstaltungen sorgten, stehen nun vor einem massiven Zerwürfnis.

Der Konflikt dreht sich um den Vorwurf des Diebstahls von Geschäftsgeheimnissen und um Machtkämpfe, die die Zukunft der Conventions beeinflussen könnten.

Klagevorwürfe und Hintergründe

Die Cultural Exchange Society (CES), Eigentümer der in Ohio stattfindenden Anime-Convention Ohayocon, hat am 16. Januar eine Zivilklage gegen Sekai Guild – die Organisatoren der neuen Convention Sekaicon – eingereicht. In der Klage wird behauptet, dass ehemalige Mitarbeiter von Ohayocon, die jetzt bei Sekaicon tätig sind, vertrauliche Geschäftsinformationen und Geschäftsgeheimnisse von Ohayocon unrechtmäßig übernommen haben.

Die Klage wirft den ehemaligen Ohayocon-Mitarbeitern außerdem vor, versucht zu haben, durch Erpressung die Kontrolle über die Convention von der Präsidentin der CES, Melissa Ann Phelps, zu erlangen – ein als betrügerisch eingestufter Versuch, das Organisationsteam neu zu strukturieren.

Nachdem diese Versuche gescheitert waren, sollten die ehemaligen Mitarbeiter die erlangten Informationen genutzt haben, um in die Geschäfte und das Privatleben der Organisatoren einzugreifen und diese öffentlich zu verleumden, um Sekaicon zu fördern. Zudem berichtet die Klage, dass Phelps und andere Mitglieder online sogar Morddrohungen erhalten haben.

Ein weiterer Vorwurf richtet sich gegen Jared Hightower – einen ehemaligen Ohayocon-Mitarbeiter und aktives Mitglied des „Conventions of Ohio Volunteer Event Network“ (COVEN). Dieser Zusammenschluss ehemaliger Freiwilliger hatte sich gebildet, um Bedenken an der Leitung von Ohayocon zu äußern.

Hightower wird beschuldigt, seine Treuepflicht gegenüber der CES verletzt zu haben, indem er heimlich mit COVEN und der „Senior Leadership“ zusammenarbeitete, um CES zu schaden, und darüber hinaus mit Sekai Guild kooperierte, um mit CES in Konkurrenz zu treten.

Beispiel: Diebstahl von Sammlerstücken

Als konkretes Beispiel für den Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen nennt die CES den Fall von Sammelbanden (englisch: „ribbons“), die in verschiedenen Aspekten der Convention genutzt werden.

In einem Social-Media-Post erklärte Sekaicon, dass es sich um „eine weitere Convention handelt, bei der Bänder eine große Rolle spielen“. Dabei wies man auch darauf hin, dass andere in Ohio ansässige Conventions wie Colossalcon und Matsuricon diese Bänder ebenfalls einsetzen.

Die Klage fordert Schadensersatz sowie die Erstattung der entstandenen Anwaltskosten.

Veranstaltungsdaten und personelle Änderungen

Die Ohayocon 2025 fand vom 31. Januar bis 2. Februar 2025 statt. Für diese Ausgabe wurde der Veranstaltungsort von Columbus in das neue Dayton Convention Center in Dayton verlegt. Im Gegensatz dazu wird Sekaicon vom 11. bis 13. April in Newark, nahe Columbus, abgehalten.

Auch im Führungsteam von Ohayocon gab es Veränderungen: Im November übernahm Stephen (Fluffy) Baker die Rolle des Conventions-Direktors, während William T. als stellvertretender Conventions-Direktor, Xander S. als Leiter der operativen Abläufe und Andrew T. als Leiter für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing ernannt wurden.

Hintergrund der Auseinandersetzung

Die Ohayocon 2024, die im Januar 2024 stattfand, endete in einem großen Streit. Über 91 Personen – darunter ehemalige leitende Mitglieder und langjährige Freiwillige – boykottierten die Convention nach der Entlassung von Cody Marcum, dem seit 2009 amtierenden Conventions-Vorsitzenden, und Erin (Nachname auf Anfrage zurückgehalten), der ehemaligen Marketingleiterin.

Bereits im März 2023 begannen Gespräche zwischen COVEN und dem Vorstand der CESI (Cultural Exchange Society International). Zu den Forderungen gehörten unter anderem:

Faire Vergütung Ein Verbot für CESI-Vorstandsmitglieder, eine überdurchschnittliche Vergütung zu erhalten, verglichen mit anderen Führungskräften, die nicht im Vorstand sitzen Die sofortige Einführung eines verbindlichen Verhaltenskodex Mehr Transparenz bei finanziellen Angelegenheiten Aktualisierte Arbeitsrichtlinien Der vollständige Kauf und die Übernahme aller Markenmaterialien von Ohayocon, einschließlich des Logos und Maskottchens

Klageschrift

Nerd and Tie haben über die Klage (Hamilton County Court Records – Case A 2500277) gesprochen. Zunächst war das Logo ein rotes Kreuz in einem Kreis auf weißem Hintergrund, was als Verstoß gegen die Genfer Konventionen interpretiert wurde. Ein neues „Sakura“-Logo – ebenfalls rund und rot, jedoch mit einer weißen Kirschblüte im Zentrum – führte letztlich zur Entlassung von Marcum.

Auf Wunsch des Roten Kreuzes wurde das Logo kurzzeitig mit einem blauen Hintergrund versehen, was jedoch von der früheren Führung als unzureichend empfunden wurde. Nachdem Marcum das Logo ohne Zustimmung geändert und sich geweigert hatte, Zugang zu den Social-Media-Kanälen und wichtigen Log-in-Daten zu gewähren, wurde im Oktober 2023 entschieden, ihn und die ehemalige Marketingleiterin Erin aus dem Team zu entfernen.

Diese Ereignisse führten schließlich zum Rücktritt mehrerer leitender Mitglieder und zum Boykott der letztjährigen Veranstaltung. Laut Ohayocon reichten neun Führungskräfte ihre Rücktritte als Protest ein. Einige Mitarbeiter, die das Manifest von COVEN unterschrieben hatten, wurden später jedoch wieder ins Team aufgenommen.

Resümee

Die anhaltenden juristischen Auseinandersetzungen in der Anime-Konvention-Szene verdeutlichen, dass rechtliche Konflikte weitreichende und ernsthafte Konsequenzen haben können. Dieser Fall unterstreicht, dass Klagen kein Spiel sind – sie bergen Risiken, die das Vertrauen in etablierte Strukturen erschüttern und das berufliche sowie persönliche Umfeld nachhaltig beeinflussen können. Eine vorsichtige und sorgfältige Vorgehensweise ist hier unerlässlich.